Geschichten aushecken

Weber des Schicksalsfadens

Stell dir vor: Du sitzt da, einen Kaffee in der Hand, der Stift zittert leicht, dein Blick schweift über das weiße Blatt, und plötzlich—peng!—bist du Gott. Ganz ohne Bewerbungsgespräch. Kein brennender Busch, keine himmlische Personalabteilung. Einfach du, der Erzähler. Und in dem Moment, in dem du eine Figur erschaffst, bist du allmächtig.

Du entscheidest, wer lebt, wer stirbt, wer sich verliebt, wer sich lächerlich macht. Wer die Pointe bekommt und wer den Abwasch. Es ist ein bisschen wie Puppentheater – nur dass die Puppen plötzlich Fragen stellen, widersprechen oder sich weigern, brav zu tanzen.

Aber halt – mit großer Macht kommt… du weißt schon. Verantwortung. Keine kleine. Denn wenn du Gott spielst, darfst du dich nicht mit dem lieben alten Mann mit Bart zufriedengeben. Du bist Schöpfer, Richter, Schicksal und Drehbuchautor in einem. Du musst nicht nur denken wie du, sondern auch wie dein depressiver Postbote, die ambitionierte Schülerin mit dem Kettensägenschein und der Ex von deinem Protagonisten, der in Folge drei plötzlich auftaucht und alles durcheinander bringt.

Du musst sie kennen. Von innen. Ihre Träume, Ängste, Macken. Ihre Talente, ihre Dummheiten, ihre Lieblingspizza. Denn du hast ihnen das Leben geschenkt, ob sie wollten oder nicht – also sorg gefälligst dafür, dass sie auch was damit anfangen können. Gib ihnen einen Grund, morgens aufzustehen (oder eben nicht). Gib ihnen Ziele. Und Hindernisse. Gib ihnen Fehler – nicht zu knapp! Denn ohne Makel kein Drama, und ohne Drama kein Grund, über Seite eins hinauszulesen.

Das Spiel läuft so: Ziel – Hindernis – Versuch – Krise – Eskalation – Lösung (oder eben Scheitern mit Anstand). Wie im echten Leben, nur mit besserem Dialog.

Und damit kommen wir zum Thema. Nein, nicht das im Schulaufsatz-Sinne („Was will uns der Autor sagen?“), sondern das Thema als Arena, als unsichtbarer Magnet, der alles zusammenhält. Das Thema ist nicht der Plot – es ist der Schatten, den er wirft. Es ist das leise Brummen im Hintergrund. Manchmal ist es Liebe, manchmal Verrat, manchmal nur das verzweifelte Bedürfnis, irgendwo anzukommen, bevor der letzte Bus fährt.

Thema

Ein Thema gibt deiner Geschichte Richtung, wie der Geruch von verbranntem Toast einer Küche Bedeutung gibt: Es sagt nicht, was passiert ist, aber es sagt, dass etwas passiert ist. Und es stellt Fragen. Große Fragen. Unbequeme. Vielleicht auch kindlich naive. Aber nie belanglose.

In Der Zauberer von Oz zum Beispiel geht es um Heimkehr – nicht geografisch, sondern existenziell. Dorothy erkennt, dass alles, was sie gesucht hat, schon immer in ihr lag. (Klingt kitschig, ja – aber versuch das mal ehrlich zu glauben, wenn du das nächste Mal im Stau stehst und dir denkst: „Bin ich hier richtig?“)

Tootsie? Ein Schauspieler im Frauenkleid lernt, was es heißt, eine Frau zu sein – und, spoiler alert, das ist keine Komödie für alle Beteiligten. Gorillas im Nebel? Obsession. Die Sorte, die dich aus dem Alltag schleudert und ins Dickicht bringt – manchmal auch im übertragenen Sinn.

Das Thema kann vieles sein. Macht. Gier. Verlangen. Schuld. Gerechtigkeit. Es kann klein daherkommen – wie ein Streit um Zahnpasta – und dabei ganze Welten zum Einsturz bringen. Es kann groß auftrumpfen – Revolution! – und doch so privat sein, dass es dir die Kehle zuschnürt.

Ein paar mögliche Arenen gefällig? Bitteschön:

Abtreibung. Missbrauch. Sucht. Ehrgeiz. Zorn. Bigotterie. Ausgebranntsein. Todesstrafe. Korruption. Vertuschung. Kriminalität. Entdeckung. Scheidung. Drogen. Bildung. Umwelt. Scheitern. Freiheit. Gier. Glück. Hass. Geschichte. Homosexualität. Krankheit. Gerechtigkeit. Einsamkeit. Liebe. Lust. Ehe. Sterbehilfe. Moral. Atomkraft. Obsession. Alter. Leidenschaft. Polizeigewalt. Politik. Pornographie. Besitzergreifung. Armut. Macht. Prostitution. Vergewaltigung. Religiöse Verfolgung. Rache. Revolution. Rechte. Stress.

Schon eine Idee? Oder fühlst du dich wie beim Scrollen durch einen sehr düsteren Streamingdienst?

Absicht trifft Absicht – und der Rest ist Handlung

Alles beginnt mit einem Wunsch. Oder vielleicht eher: einem Zweck, einer Absicht, einem leisen Ziehen im Inneren, das sagt: Da will ich hin. Oder: Das darf nicht sein. Es ist dieser innere Motor, der Figuren aus dem warmen Sessel ihrer Bedeutungslosigkeit reißt und sie auf Kollisionskurs bringt – mit der Welt, mit anderen, manchmal mit sich selbst.

Man nennt es primäre Absicht. Und wie bei jeder guten Tragödie, Komödie oder mittellangen Katastrophe steht ihr das Gegenteil schon gegenüber: eine Gegenabsicht. Zwei Kräfte, zwei Willen, zwei Richtungen – und dazwischen: die Handlung.

Die primäre Absicht kann von jedem ausgehen. Vom Helden. Vom Bösewicht. Von der alten Dame, die nie erwähnt wird, aber irgendwann den Schlüssel trägt. Ob absichtlich oder versehentlich – wichtig ist nur: Einer will was. Und der andere: will das verhindern. Oder etwas anderes erreichen. Was auf dasselbe hinausläuft.

Und so geht es los: Der eine will beweisen, dass sein Freund unschuldig ist. Der andere – kleiner Haken – ist der eigentliche Täter und möchte verdammt noch mal nicht erwischt werden. Während also der eine versucht, die Wahrheit ans Licht zu zerren, wühlt der andere schon in der Trickkiste, um jemand Drittes reinzureiten. Vielleicht den Helden selbst. Tadaa: Das Spiel beginnt.

Was jetzt folgt, ist ein Tanz aus Nebenhandlungen, Umwegen und Listen. Was auch immer der Hauptsache dient, nennen wir Endziel. Was es sabotiert, nennen wir Gegenaktionen. Beide Seiten agieren, reagieren, improvisieren. Und am Ende – wenn alles schiefgegangen ist, was schiefgehen konnte – bleibt einer stehen. Vielleicht. Vielleicht auch keiner.

Ein paar Endziele gefällig? Hier ist ein kleines Potpourri menschlicher Sehnsucht, Verzweiflung und Schlitzohrigkeit:

  • Die eigene Unschuld beweisen.
  • Die Unschuld eines anderen beweisen.
  • Erfolg haben.
  • Jemanden oder etwas finden.
  • Ein Kunstwerk schaffen.
  • Die Liebe eines anderen gewinnen.
  • Jemandem in Not helfen.
  • Eine Sache voranbringen.
  • Die Welt verbessern.
  • Die eigene Identität entdecken.
  • Eine Behinderung überwinden.
  • Geldnot beenden.
  • Eine Firma retten.
  • Einen Beruf beginnen.
  • Eine wichtige Position erringen.
  • Jemanden belasten.
  • Ein Verbrechen begehen.
  • Macht übernehmen.
  • Für ein Amt kandidieren.
  • Jemanden zu Fall bringen.
  • Schaden anrichten.
  • Sich rächen.
  • Der Vergangenheit entkommen.
  • In fremde Fußstapfen treten.
  • Verlorenes wiedererlangen.
  • Einen Wettbewerb gewinnen.
  • Befördert werden.
  • Gerechtigkeit walten lassen.
  • Vergebung erlangen.
  • Eine Schuld begleichen.
  • Die Wahrheit herausfinden.
  • Die Wahrheit verdrehen.
  • Einen Fehler korrigieren.
  • Einen Schatz finden.
  • Ruhm und Reichtum erlangen.
  • Jemandem eine Lektion erteilen.
  • Eine Ungerechtigkeit wiedergutmachen.
  • Die Geschichte verändern.
  • Eine Ehe retten.
  • Ein Verbrechen verhindern.
  • Nach Hause zurückkehren.
  • Einen Zeugen finden.
  • Einen Zeugen loswerden.

Und wie kommen unsere Helden (und Nicht-so-ganz-Helden) in die Geschichte hinein? Es gibt zwei Wege: mit Absicht. Oder ohne.

Mit Absicht heißt: Ich will das. Ich tu’ das. Ich geh’ da hin.

Ohne heißt: Ich bin nur kurz Zigaretten holen gegangen – und dann lag da ein Toter.

Handlung aus eigenem Antrieb: Der Held mischt sich ein. Aus Pflicht, Neugier, Liebe, Trotz, Ehrgeiz oder einfach aus dem Impuls, etwas zu tun, das größer ist als er selbst – oder kleiner, aber dringend. Er will helfen, gewinnen, fliehen, entlarven, heiraten, sich beweisen, jemandem zeigen, was eine Harke ist. Oder er plant einen Mord. Auch das kommt vor.

Hineinstolpern ins Geschehen: Die Sache stößt ihm zu. Er ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Hebt den falschen Koffer auf. Öffnet den Brief eines anderen. Antwortet auf ein Inserat. Wird entführt, bestohlen, verwechselt. Und plötzlich steckt er drin. Im Schlamassel. Im Rätsel. Im Abenteuer. Ohne es gewollt zu haben – aber bald kann er nicht mehr raus.

Manöver

Nebenschauplätze sind trickreich, Nebenhandlungen noch mehr. Sie sind die kleinen Stellschrauben, mit denen Figuren das große Ziel erreichen – oder daran scheitern:

  • Beweise manipulieren.
  • Eine Identität annehmen.
  • Jemanden bestechen.
  • Eine falsche Spur legen.
  • Einen Bösewicht vor Gericht bringen.
  • Ein Alibi zerschlagen.
  • Fliehen, sich verstecken, krank stellen.
  • Jemanden aufspüren.
  • Die Schuld auf jemand anderen schieben.
  • Die Wahrheit verdrehen.
  • Die eigene Angst überwinden.
  • Eine Leiche finden. Oder verschwinden lassen.
  • Ein Versprechen brechen lassen.
  • Jemanden täuschen. Oder retten. Oder opfern.
  • Eine Waffe finden. Oder verlieren.
  • Einen Mitwisser beseitigen.
  • Ein altes Talent aus der Versenkung holen.
  • Jemanden bluffen. Jemanden überreden. Jemanden verführen. Oder eben: einfach mal lügen.

Zwischen all dem: Überraschungen, Nebenfiguren, der Takt der Uhr. Plötzlich ist es zu spät. Oder noch nicht zu spät. Noch ein Versuch. Noch ein Trick. Noch eine Wendung.

Und das Publikum? Lächelt, weint, hält die Luft an. Weil irgendwo da drin, in all den Tricks und Täuschungen, eine Wahrheit liegt. Vielleicht nicht die Wahrheit – aber eine, die sich echt anfühlt.

Und das reicht. Für eine Geschichte. Für eine Nacht. Vielleicht für mehr.

Konflikt

Vergiss den Spruch mit den Gegensätzen, die sich anziehen. In Geschichten tun sie das Gegenteil – sie krachen ineinander. Kein Drama ohne Konflikt. Keine Handlung ohne Widerstand. Kein Zuschauer, der mitfiebert, wenn nicht irgendwer irgendwem im Weg steht.

Konflikt entsteht, wenn ein Ziel – meist das des Protagonisten, manchmal auch das eines Gegenspielers – auf ein Hindernis trifft. Das Hindernis kann alles Mögliche sein: die Natur, das System, die Familie, die eigene Vergangenheit, ein innerer Abgrund oder schlicht: ein anderer Mensch mit eigenen Zielen.

Manchmal startet die Geschichte mit dem Wunsch des Helden. Manchmal mit dem Plan des Antagonisten. Beides reicht, um den Kampf zu eröffnen.

Ein paar klassische Reibungspunkte:

  • Einer will seine Behinderung überwinden, der andere nutzt sie aus.
  • Einer kämpft für das Gute, der andere gegen Besitz.
  • Einer will zerstören, der andere bewahren.
  • Einer strebt nach Ruhm – und läuft gegen die Wand eines größeren Schicksals.

Die zweite Schiene

Nebenhandlungen, Subplots, Nebenlinien – egal wie man sie nennt, sie sind die kleinen Züge, die auf weiteren Schienen mitfahren. Mal lustig, mal tragisch, mal völlig absurd – aber immer eine Bereicherung, wenn richtig eingesetzt.

Manchmal sind sie dramaturgisches Kontrastmittel. Der große Plot ist ernst, die Nebenhandlung albern. Oder umgekehrt. Manchmal auch einfach nur da, um einer Figur Tiefe zu geben oder dem Zuschauer einen Moment zum Atmen.

Nicht jede Geschichte braucht einen Subplot. Kurzgeschichten und klassische Horrorfilme verzichten oft darauf. Aber in komplexeren Erzählungen kann er Wunder wirken.

Beispiel: Zwei Ermittler lösen einen Mordfall – das ist der Hauptplot. Einer von beiden hat eine Ehekrise – das ist der Subplot. Hat mit dem Mord nichts zu tun, färbt aber alles ein: den Ton, die Spannung, die Figur.

Wenn andererseits die Ehekrise das Zentrum ist, und der Mordfall nur Rahmen, dann bist du näher an erzählender Literatur als an einem Krimi – und das ist völlig okay. Du entscheidest, was deine Geschichte trägt.

Ein Subplot kann auch ein langfristiger Faden sein, der durch viele Episoden führt. In Auf der Flucht (The Fugitive) etwa jagt der Protagonist in jeder Folge dem „einarmigen Mann“ hinterher – das ist der serielle Subplot. Die jeweilige Folge hat meist ihre eigene abgeschlossene Handlung.

Was sind mögliche Subplots? Alles, was eine Figur aus dem Gleichgewicht bringt:

  • Eine Affäre, eine Scheidung, ein Ehedrama
  • Ein medizinisches Testergebnis, das aussteht.
  • Sich verlieben – oder nicht mehr verlieben können.
  • Ein heimliches Hobby, das peinlich ist.
  • Die Schule, der Alkohol, der Vater, der immer noch da ist.
  • Der Jobwechsel, das Überraschungsgeschenk, die Eifersucht.
  • Ein geerbter Hund.
  • Eine unvollständige Diät.
  • Jemandem beim Sterben zuschauen, ohne es zeigen zu dürfen.

Ein Subplot kann mit dem Hauptplot verbunden sein – oder auch völlig danebenliegen. Er kann stören, helfen, alles verändern oder einfach nur da sein. Ein paar Beispiele:

– Der Held hat Stress mit der Ehefrau. Sie geht fremd – und wie sich später herausstellt: mit dem Schurken. Subplot wird Hauptplot-Katalysator. – Der Held verliebt sich – und das hat mit dem Fall nichts zu tun. Aber es macht alles schwerer. Oder schöner. Oder beides. – Der Held erfährt, dass er bald Vater wird – und plötzlich geht’s nicht mehr nur um den Bankraub, sondern auch um Windeln.

Dringlichkeit

Nicht jede Geschichte braucht sie. Aber wenn du Spannung willst, Druck, Tempo – dann bau eine Uhr ein. Nicht wörtlich. Sondern eine Frist. Eine Deadline. Ein Moment, nach dem alles anders – oder verloren – ist.

Die tickende Uhr ist kein Requisit. Sie ist ein dramatischer Verstärker. Und sie sollte nie zur Show herumstehen, sondern in den Figuren spürbar sein: durch Schweiß, Zittern, falsche Entscheidungen.

Was passiert, wenn die Zeit abläuft? Hier ein paar Möglichkeiten:

  • Der Geliebte geht.
  • Der Bösewicht entkommt.
  • Ein Verbrechen geschieht.
  • Der Patient stirbt.
  • Die Bombe explodiert.
  • Der Sturm trifft ein.
  • Zwei Züge kollidieren.
  • Jemand nimmt sich das Leben.
  • Ein fataler Fehler geschieht.
  • Ein Geheimnis kommt ans Licht.
  • Eine Ehe zerbricht.
  • Etwas Wertvolles wird zerstört.
  • Eine Identität fliegt auf.
  • Die Wahrheit stirbt. Oder kommt zu spät.
  • Ein Tier entkommt – oder wird eingeschläfert.
  • Der Falsche stirbt.
  • Der Spender wird nicht gefunden.
  • Der Mörder schlägt erneut zu.
  • Die Bank zieht das Haus ein.
  • Der Flieger hebt ohne dich ab.
  • Der Krieg beginnt.
  • Die Umwelt kippt.

Wann du diese Uhr einführst, ist dein Ding. Aber sobald sie tickt, gibt es kein Zurück. Dann wird aus Spannung echtes Drama. Und das ist das Herz jeder Geschichte – egal wie laut oder leise es schlägt.

Der steinige Weg

Man hat’s schon oft gesagt, meistens mit einem Achselzucken: Das Leben ist nicht fair. Und wenn’s das schon nicht ist, warum sollte es eine Geschichte sein? Der Weg zur Erfüllung des Ziels deiner Hauptfigur darf nicht glatt sein, darf nicht gepflastert sein mit Vernunft, Logik oder – Gott bewahre – Glück. Nein, wer Spannung sucht, muss schleifen, stören, sabotieren.

Ein alter Satz, den Dramaturgen wie heilige Schrift weitergeben: Setz deine Figur auf einen Baum. Wirf Steine auf sie. Hol sie wieder runter. Wer das nicht tut, erzählt keine Geschichte, sondern protokolliert einen Sonntagsspaziergang.

Die Hindernisse – ach, sie sind Legion. Und nicht immer sind es Mauerwerk oder Monster. Manchmal reicht schon ein verirrter Gedanke. Oder ein Versprechen, das man sich selbst gegeben hat und nun bereut. Angst ist ein Hindernis. Scham auch. Und Wetter sowieso.

Ein paar Beispiele, frisch aus der dramaturgischen Hölle:

  • Die eigene Angst lähmt jede Bewegung.
  • Schlechtes Wetter verhindert die Suche.
  • Schlechtes Wetter vereitelt die Flucht.
  • Schlechtes Wetter lässt einen Plan platzen.
  • Feuer versperrt den Weg.
  • Ein Erdbeben erschüttert alles.
  • Eine Explosion zerstört das, was gebraucht wird.
  • Eine Brücke wird weggespült.
  • Die Straße ist unpassierbar.
  • Ein Versprechen bindet – und bremst.
  • Eine Wahrheit darf nicht ausgesprochen werden.
  • Das Fahrzeug bleibt liegen.
  • Kein Benzin mehr – wie peinlich.
  • Eine Geisel wird genommen.
  • Unschuldige stehen im Weg.
  • Eine Person tritt zwischen die Fronten.
  • Ein alter Liebhaber taucht wieder auf.
  • Es gibt keine Transportmittel.
  • Die Hauptfigur wird selbst zur Verdächtigen.
  • Feindliches Feuer zwingt sie in Deckung.
  • Eine Zeugin wird ermordet.
  • Eine Zeugin verschwindet.
  • Beweismittel sind weg oder zerstört.
  • Eine Waffe kann nicht eingesetzt werden.
  • Die Munition ist alle.
  • Die Vorräte sind erschöpft.

Spannung

Spannung lebt vom Konflikt zwischen Protagonist und Antagonist. Manchmal auch vom Scheitern eines Verbündeten. Und ganz besonders von dem nagenden Zweifel: Schaffen sie’s? Oder wird alles den Bach runtergehen?

Spannung entsteht nicht durch sofortige Lösung, sondern durch Friktion, durch Frust, durch verzögertes Handeln. Ein paar Klassiker:

  • Es sieht so aus, als käme die Nachricht zu spät.
  • Es sieht so aus, als würde die Nachricht abgefangen.
  • Es sieht so aus, als käme Hilfe zu spät.
  • Der Feind ist bereit zum nächsten Schlag.
  • Wird die Zeugin wirklich aussagen?
  • Die Wahrheit droht, unerkannt zu bleiben.
  • Die Lüge scheint unüberführbar.
  • Ein Verbündeter scheint es nicht zu schaffen.
  • Sicherheit bleibt unerreichbar.
  • Die gesuchte Person ist tot.
  • Die Rettung wird verzögert oder scheitert.
  • Der Treffpunkt ist verlassen.
  • Der Protagonist weiß nicht, dass der Plan verraten wurde.
  • Jemand fällt auf einen Trick herein.
  • Der Antagonist hat längst gehandelt.
  • Ein falsches Motiv wird vorgetäuscht.
  • Ein falscher Täter wird präsentiert.
  • Ein scheinbarer Verbündeter ist in Wahrheit der Feind.
  • Plötzlicher Verrat.
  • Jemand lauert im Schatten.
  • Eine Falle ist gestellt – niemand merkt’s.
  • Essen und Trinken sind vergiftet.
  • Das Telefon klingelt. Aber niemand antwortet.
  • Unbekannte schneiden Leitungen durch.

Überraschungen

Plötzliche Wendungen, Twists – besonders in Thrillern das Salz in der Suppe. Aber auch in Romanzen, Komödien, Dramen. Sie holen die Geschichte vom Erwartbaren ins Unberechenbare. Und genau das wollen wir doch, oder?

Ein paar kleine Katastrophen zur Anregung:

  • Jemand platzt unerwartet in eine Szene.
  • Eine Nachricht geht verloren oder kommt falsch an.
  • Ein dringender Anruf – aber niemand nimmt ab.
  • Ein Erbe taucht plötzlich auf.
  • Eine unerwartete Entdeckung wird gemacht.
  • Etwas Wertvolles verschwindet.
  • Ein vermeintlicher Feind ist ein Freund.
  • Ein vertrauter Mensch ist nicht, was er schien.
  • Ein Totgeglaubter lebt.
  • Ein Lebender war längst tot.
  • Eine Herzensänderung geschieht – aus dem Nichts.
  • Ein Motiv zerfällt in sich.
  • Entführung!
  • Eine Leiche taucht auf – wo man keine erwartet.
  • Eine Leiche ist weg – obwohl sie da sein sollte.
  • Die Waffe ist verschwunden.
  • Hilfe kommt – aber anders als gedacht.
  • Verrat.
  • Die Telefonleitung: tot.
  • Die Straße: gesperrt.
  • Der Mörder: im Schatten.
  • Der Plan: durchschaut.
  • Der Mann: eine Frau.
  • Die Pistole: leer.
  • Der Albtraum: nur ein Traum – oder?
  • Das Geräusch: nur eine Katze.
  • Das Verkehrsmittel: verpasst.
  • Die Annahme: falsch.
  • Hilfe bleibt aus.
  • Der Falsche stirbt.
  • Falscher Fahrer am Steuer.
  • Die miese Finte geht auf.
  • Das Boot sinkt.
  • Keine Landebahn.
  • Die Brücke hebt sich.
  • Der Zug rast auf das Auto zu.
  • Ein Brief verändert alles.
  • Ein Unschuldiger steht am Pranger.
  • Ein Liebespaar wird durch eine Lüge getrennt.
  • Unterstützung – plötzlich weg.
  • Niemand glaubt der Wahrheit.
  • Das Kind fehlt an der Schule.
  • Das Geld ist aufgebraucht.
  • Die falsche Person erscheint.
  • Unerwartete Einladung.
  • Ein Hauptgewinn.
  • Das Pferd gewinnt.
  • Eine Bombe wird entdeckt.
  • Ein Schuss fällt – aus dem Nichts.
  • Eine Zeugenaussage kommt plötzlich.
  • Ein Partner verlässt die Bühne.
  • Der Ort: verwüstet.
  • Ein Unfall reißt jemanden aus dem Leben.
  • Ein Freund entpuppt sich als Feind.
  • Ein Verräter im Inneren.
  • Eine Schwangerschaft wird entdeckt.
  • Ein Jobangebot kommt zur Unzeit.
  • Der Wagen springt nicht an – natürlich.
  • Eine Gelegenheit öffnet sich.
  • Ehefrau oder Ehemann treten herein.
  • Eine Situation wird komplett falsch interpretiert.
  • Der Bluff fliegt auf.
  • Aus einer kleinen Lüge wird ein Monstrum.
  • Ein Vorgesetzter blockiert alles.
  • Eine Verletzung stoppt alles.
  • Befehlskonflikte.
  • Kein Equipment.
  • Kein Kontakt.
  • Ein Code bleibt ungelöst.
  • Es fehlt Geld – viel Geld.
  • Noch jemand braucht Hilfe – gleichzeitig.
  • Wilde Tiere verhindern das Weiterkommen.
  • Feindliche Stämme blockieren den Weg.
  • Diplomatische Immunität schützt den Schuldigen.
  • Eine Grenze ist unpassierbar.
  • Die Papiere fehlen.
  • Schweigepflicht.
  • Zusammenbruch.
  • Bewusstlosigkeit.
  • Ein Weiterkommen gefährdet jemand anderen.
  • Tarnung auffliegen lassen.
  • Vertrauliches wird enthüllt.
  • Eltern mischen sich ein.
  • Alte Wunden brechen auf.
  • Der Fluchtweg ist blockiert.
  • Eine Verfolgung läuft.
  • Informationen fehlen.
  • Ein rechtliches Schlupfloch blockiert den Weg.
  • Boobytraps.
  • Minenfelder.
  • Ein Erdrutsch.
  • Das Versteck wird entdeckt.
  • Ein Vertrauter wird zum Verräter.
  • Hilfe wird verweigert.
  • Vertrauen entzogen.
  • Ein Freund desertiert.
  • Die Anwesenheit wird entdeckt.
  • Übermacht.
  • Kein Zutritt.
  • Zerrissen zwischen zwei Katastrophen.
  • Ort oder Objekt bleiben unauffindbar.
  • Ein Gegenstand blockiert den Weg.
  • Druck verhindert das Weitergehen.
  • Unwegsames Gelände.
  • Ziel scheint unerreichbar.
  • Kein Transportmittel für Verfolgung oder Flucht.
  • Technik versagt.
  • Waffen reichen nicht.
  • Zeit läuft ab.
  • Plötzlicher Sinnesverlust.
  • Keine Möglichkeit zur Flucht.

Krise und Höhepunkt

Die Krise ist der Moment, in dem’s nicht mehr zurück geht. Hier muss alles auf den Tisch. Die letzte Lüge, das letzte Hindernis, das letzte Zögern.

Dann, und nur dann, kann die Figur:

  • Die Identität des Gegners erkennen.
  • Den Aufenthaltsort des Gegners finden.
  • Das Motiv des Gegners verstehen.
  • Die finale Gefahr erkennen.
  • Einen Fehler einsehen.
  • Ein Geheimnis lüften.
  • Eine Lüge entlarven.
  • Eine Wahrheit erkennen.
  • Sich erinnern.
  • Den Schlüssel zur Lösung finden.
  • Den nächsten Schritt erkennen.
  • Endlich fliehen.
  • Den wahren Plan begreifen.
  • Den Falschen rehabilitieren.
  • Sich eingestehen, getäuscht worden zu sein.
  • Den Moment der Wahrheit durchleben.
  • Klar sehen.
  • Das Gesuchte endlich finden.

Und dann – wenn alles klar ist – dann kommt der Höhepunkt. Der Moment, in dem gehandelt wird. Der letzte große Atemzug, bevor der Vorhang fällt.

Lösung

Am Ende einer Geschichte steht selten eine absolute Wahrheit. Meist ist es eher so etwas wie: eine Entscheidung. Oder ein Versuch. Oder ein Scheitern, das sich überraschend wie ein Sieg anfühlt.  Lösungen – das sind nicht die Goldpokale am Ende des Marathons. Es sind die Momente, in denen Figuren zeigen, wer sie wirklich sind. Oder was aus ihnen geworden ist.

Natürlich hängt alles davon ab, wie du deine Figuren gebaut hast. Wenn du’s gut gemacht hast, flüstern sie dir ihre Lösung ins Ohr. Oder schreien sie dir entgegen. Je nach Temperament.

Die Achillesferse – vergiss sie nicht. Jeder hat eine. Auch Helden. Gerade Helden.

Was haben die Figuren übereinander gelernt? Welche Werkzeuge, Tricks, Selbstlügen, oder Wunderkerzen setzen sie ein, um das zu kriegen, was sie begehren – oder um zu retten, was noch zu retten ist?

Ist dein Held ein Mensch, der zur Waffe greift? Weiß er, wie man sie benutzt? Oder ist er eher der Typ: List statt Pistole? Und dein Gegenspieler – wie tief reicht seine Bosheit? Kennt er Reue? Oder stirbt er lieber, als Schwäche zu zeigen?

Fragen über Fragen. Und mitten im Dickicht: ein paar Beispiele. Nicht als Anleitung, sondern als Einladung zum Weiterspinnen:

  • Der Protagonist bringt den Antagonisten dazu, seine Sünden, seine Verbrechen oder seine Ziele zu gestehen.
  • Er oder sie sorgt dafür, dass der Schurke zum Tatort zurückkehrt – ausgerechnet dorthin.
  • Der Held spielt mit den Ängsten des Antagonisten, bis dieser bricht.
  • Der Bösewicht glaubt, sein Komplize habe gestanden – und packt selbst aus.
  • Ein raffinierter Trick entlockt dem Antagonisten die Wahrheit.
  • Der Gegner wird gefasst – kurz bevor er erneut zuschlagen kann.
  • Das Opfer wird gerettet. Noch rechtzeitig. Fast zu spät.
  • Die Geisel kommt frei.
  • Das Vermisste ist am Leben – und unversehrt.
  • Alles wird vergeben. (Nicht vergessen.)
  • Ein Fehler des Antagonisten – und der Turm fällt.
  • Ein Gebet wird erhört. Oder es fühlt sich zumindest so an.
  • Der Gegner erkennt: Ich lag falsch. Und tut, was er nie tun wollte.
  • Der Böse bringt sich selbst zu Fall. Tragik oder Gerechtigkeit? Ansichtssache.
  • Im letzten Moment taucht ein Beweis auf. Der Unschuldige atmet auf. Ein anderer nicht.
  • Die Erinnerung kehrt zurück. Die Nebel lichten sich.
  • Die Krankheit weicht. Das Leben kehrt zurück.
  • Ein Heilmittel wird gefunden. Oder geglaubt.
  • Die Medizin kommt noch rechtzeitig.
  • Die Liebenden erfahren die Wahrheit. Und verzeihen. Oder nicht, aber sie küssen sich trotzdem.
  • Der Ausreißer kehrt heim.
  • Jemand opfert sich für jemand anderen. Heldentum oder Schuldgefühl?
  • Der Antagonist durchlebt einen Sinneswandel.
  • Ein Feigling wächst über sich hinaus.
  • Der finale Plan geht auf. Endlich.
  • Ein früherer Feind wechselt die Seite. Und bleibt ambivalent.
  • Begnadigung in letzter Minute. Wer hätte das gedacht.
  • Ein Traum wird wahr. Ob er’s wert war – steht auf einem anderen Blatt.
  • Der Antagonist nimmt sich das Leben. Tragisch. Feige? Stark? Du entscheidest.
  • Ein Totgeglaubter lebt.
  • Ein Komplize kippt – und entlarvt den Haupttäter.
  • Ein bizarrer Unfall macht allem ein Ende. Zufall oder Fügung?
  • Jemand findet seinen Glauben wieder. In sich, in die Welt, in die Liebe.
  • Ein altes Unrecht wird endlich richtiggestellt.
  • Es kommt zur Wiedervereinigung. Vielleicht mit Blumen. Vielleicht mit Tränen.
  • Unerwartete Finanzhilfe rettet den Tag.
  • Der Sturm legt sich.
  • Der Regen fällt endlich.
  • Hilfe trifft ein – in letzter Sekunde.
  • Ein falsches Versprechen wird zu Recht gebrochen.
  • Ein Versprechen wird gehalten – trotz allem.
  • Das letzte Hindernis verschwindet.
  • Der Mann bekommt die Frau. Oder umgekehrt. Oder beide was ganz anderes.
  • Die Beförderung wird ausgesprochen. Hätte man nicht gedacht.
  • Die Angst – besiegt. Vorerst.
  • Eine Tür öffnet sich. Vielleicht die richtige.
  • Eine Lektion wird gelernt. Und diesmal ernst genommen.
  • Ein Verstehen setzt ein. Und führt zu einer Handlung, nicht nur zu einem Seufzen.
  • Alles ist wieder wie vorher – nur nicht ganz.
  • Der Kampf ist gewonnen. Irgendwie.
  • Die Revolution siegt.
  • Die Revolution scheitert.
  • Das Böse wird entmachtet. Ob es wirklich weg ist, bleibt offen.

So endet eine Geschichte. Nicht immer mit einem Knall. Manchmal mit einem Nicken. Manchmal mit einem Blick. Und manchmal – ganz leise – mit einem Aufatmen. Oder dem leisen Gefühl: irgendetwas hat sich verändert. Vielleicht sogar zum Besseren.